Christl. Philosophie als Philosphie

Christliche Philosophie als echte Philosophie

Eine christliche Philosophie (Private), kann sowohl die der natürlichen Vernunft zugänglichen Wahrheiten thematisieren, als auch die theologischen Erkenntnisquellen als Orientierungshilfe innerhalb des eigenen genuinen Formalobjektes bedienen. Dieser Sachverhalt gilt insbesondere für die christliche Theologie, da ihre Erkennnisse und Lehrinhalte, gemäß ihres Selbstverständnisses, nicht im Widerspruch zur Vernufterkenntnis stehen können. Überdies kann die Philosophie sowohl eine Hypothese oder Theorie auf ihre intrinsische, als auch auf die inferentielle Kohärenz von Prämisse und Konklusion der einzelnen Argumente überprüfen, ohne die Offenbarung materialiter vorauszusetzen und damit ihr eigenes wissenschaftliches Formalobjekt zu verlassen. In der Scholastik ist mitunter so vorgegangen worden – die Erkenntnis der natürlichen Vernunft und die durch den Glauben vermittelte Erkenntnis wurden mit zwei Lichtern verglichen, nämlich dem lumen naturale und dem lumen supernaturale / gratiae. Diese beiden Lichter zusammen beleuchten die eine Wirklichkeit bzw. Wahrheit besser als nur das eine Licht der Philosophie für sich. Dieser Rechtfertigungsgrund der christlichen Philosophie bleibt auch heute, jedenfalls dann, wenn man die Anfangsprämissen dieser Argumentation bejaht, bestehen. Überdies kann innerhalb der europäischen Philosophie n. Chr. der immense vielfältige Einfluss der christlichen Theologie auf dieselbe vernünftigerweise nicht bestritten werden. Überdies kann auch das Selbstverständnis von φιλοσοφία – Liebe zur Weisheit – als genuin „christlich“ verstanden werden.2

Eine christliche Philosophie ist, entgegen der gegenteiligen Meinung von Martin Heidegger3 möglich, da sie im Gegensatz zur Theologie, die als solche in adäquater Form nur von wirklich Glaubenden betrieben werden kann,4 nur die Vernunfterkenntnis voraussetzt. Im Gegensatz zur Theologie kann also eine christliche Philosophie von jedermann betrieben werden. Die christliche Philosophie erhält durch das zweite Licht Inspiration und Interpretationshilfe. Dies ist auch für den nicht gläubigen Philosophierenden möglich. Er setzt hierfür nur per theoretischer Annahme bestimmte Erkenntnis voraus, ohne damit auch die Existenz der zugrundeliegenden Phänomene, die der natürlichen Vernunft nicht zugänglichen Phänomene, miteinzuschließen.5


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Footnotes

  1. Neuen Verweis anführen und Schaubild entwerfen…˄

  2. Heidegger schreibt über die Scholastik und die christliche Philosophie in „Die Philosophie, die Wissenschaften und die Universität“ polemisierend: „Die neue Scholastik und der Instinkt. Jenes Beweisen und Begründen im Dienste einer vorgegebenen absoluten >Wahrheit<, die nicht einsichtig werden kann; — die für die einen Gnade, für die anderen Instinkt — was der Hund auch hat — ist. Dieses Beweisen und Zurechtschieben kann nicht als Denken bezeichnet werden; und es ist nur in der Ordnung, wenn man das nicht mehr Philo­sophie nennt. >Scholastische Philosophie< ist ein hölzernes Eisen. Wer wahrhaft >Instinkt< hat, redet nicht darüber und brüstet sich nicht damit, sonst beweist er nur, daß er den Instinkt — nicht hat.“ (S. 219) Auch meint Heidegger in „Die Bedeutung der transzendentalen Logik“: „Ein allgemeines Kriterium der Wahrheit ist demgemäß ein hölzernes Eisen.“ (S. 190)˄

  3. Ein atheistischer Theologe ist meines Erachtens ein wirkliches hölzernes Eisen… ˄

  4. Vgl. hierzu auch Steins Ausführungen in Ewiges und Endliches Sein. Vgl. auch Pieper.…˄


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