Was ist Philsophie?
„‘Philosophie ist Selbstdenken. Das Selbst, das da denkt, ist durch eineDenkgeschichte bestimmt. Erstwenn es gelingt, das vom anderen Gedachte in diese Geschichte zu integrieren, es für mich neu zu denken, ist diese Einwirkung eine philosophische“ (Spaemann, 1994, S. 126).
„[I]ch kann nichts aussagen über das Wesen von Philosophie und Philosophieren, ohne eine Aussage zu machen über das Wesen des Menschen – und hiermit ist ja doch ein mittelster Bezirk von Philosophie genannt“ (Pieper, 1995a, S. 17).
Sog. Letztbegründungen u. ä., sind nicht unmöglich, wenn sie gut erklärt und einsichtig gemacht werden und insofern von einem falschen, der echten Philosophie ganz fremden, Dogmatismus abgrenzt werden. Andererseits sind stillschweigende philosophische Vorentscheide i. e. Vorurteile aufzugeben. Hierzu zählen auch sog. Pauschalargumente, die keine Argumente sind, sondern informale Paralogismen bzw. informale Sophismata. Pauschalargumente fußen nicht auf der Erfahrung und dgl., sondern auf Unkenntnis von Realkonstatierungen und Indizien. Folglich haben Pauschalargumente wie, „nach Kant ist die Metaphysik endgültig überwunden“ und dgl. in einer wissenschaftl philosophischen Arbeit, außer als Negativbeispiel keine Berechtigung.
Überdies wird auch das Dasein der Dinge, jedenfalls der Möglichkeit nach, als erkennbar betrachtet, das heißt der realistische Phänomenologe wendet sich gegen einen falschen ausschließlichen Essentialismus, der das Urphänomen der Existenz reduktionistisch verkennt. Hierbei ist der philosophische Blick von aller Trübung und Voreingenommenheit zu befreien, besonders indem Systemdenken und materiale Reduktionismen vermieden werden und weltanschauliche Paradigmen als eben diese erkannt werden. Außerdem ist es für das verständliche wissenschaftliche Philosophieren von fundamentaler Wichtigkeit, eine klare präzise und eindeutige philosophische Begrifflichkeit zu verwenden, die sich mittels der Bedeutungsunterscheidung von möglichen Äquivokationen innerhalb ihrer Terminologie befreit hat und so auch die Bedeutungen der verwendeten grundlegenden philosophischen Ausdrücke offenlegt.
Zitate
Aristoteles schreibt dementsprechend in seiner Metaphysik über die Philosophie:
„Richtig ist es auch, die Philosophie Wissenschaft der Wahrheit zu nennen. Denn für die theoretische Wissenschaft ist die Wahrheit, für die praktische das Werk Ziel.“ (Aristoteles, 1989, – 2. 993b, S. 73).
Exkurs: Kann es eine christliche Philosophie geben?
Exkursorisch sei hier außerdem kurz auf die Möglichkeit einer christlichen Philosophie eingegangen. Obzwar die theologische Lehre über die Trinität, gemäß dem christlichen Verständnis, ein mysterium stricte dictum ist, darf es dennoch, nach christlichen Verständnis, nicht der Vernunft widersprechen. Somit kann eine christliche Philosophie, sowohl die der natürlichen Vernunft zugänglichen Wahrheiten thematisieren, als auch sich des zusätzlichen Lichtes als „Orientierungshilfe“ innerhalb des eigenen genuinen Formalobjektes bedienen. Überdies kann die Philosophie sowohl eine Hypothese oder Theorie auf ihre intrinsische, als auch auf die inferentielle Kohärenz von Prämisse und Konklussion der einzelnen Argumente überprüfen, ohne die Offenbarung materialiter vorauszusetzen und damit ihr eigenes wissenschaftliches Formalobjekt zu verlassen. In der Scholastik ist mitunter so vorgegangenworden – die Erkenntnis der natürlichen Vernunft und die durch den Glauben vermittelte Erkenntnis wurden mit zwei Lichtern verglichen, nämlich dem lumen naturale und dem lumen supernaturale / gratiae. Diese beiden Lichter zusammen beleuchten die eine Wirklichkeit bzw. Wahrheit besser als nur das eine Licht der Philosophie für sich. Dieser Rechtfertigungsgrund der christlichen Philosophie bleibt auch heute, jedenfalls dann, wenn man die Anfangsprämissen dieser Argumentation bejaht, bestehen. Überdies kann innerhalb der europäischen Philosophie n. Chr. der immense vielfältige Einfluss der christlichen Theologie auf dieselbe vernünftigerweise nicht bestrittenwerden. Überdies kann auch das Selbstverständnis von φιλοσοφία – Liebe zur Weisheit – als genuin „christlich“ verstanden werden. Insbesondere innerhalb der Genese des modernen Personbegriffs ist die christliche Philosophie und dasVerständnis einer solchen Philosophie von großer Wichtigkeit. Dies gilt besonders auf die bald zu thematisierende Kontroverse um das boëthianische Personverständnis.