Dialektisches Denken durchschauen

Durchschauen heißt so viel, wie verstehen. Obschon für das dialektische Denken der Widerspruch wesentlich ist, kann es dennoch „verstanden werden“. Mit Hilfe des entsprechenden dialektischen Verständnisschlüssels (Private) macht das dialektische Denken auf einmal Sinn – wenn dieses auch seiner „eigenen Logik“ folgt... Durch die neue dialektische Logik lässt sich die Wirklichkeit in einem anderen Licht betrachten. Die metaphysischen Begrifflichkeit werden übernommen und ihnen wird ein neuer – dialektischer Sinn – gegeben.

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Verschenkende Liebe überwindet das dialektische Denken (Private)

Glaube und Vernunft (Private)

Das Verdienst Alma von Stockhausen

Die Bedeutung und die philosophische Leistung meiner philosophischen Lehrerin Alma von Stockhausen besteht m.E. inbesondere darin, dass wir mit dem Aufgreifen, Fortentwickeln und Vertiefen ihre philosophischen Intuitionen auf die grundlegende und aktuelle Frage, wie das dialektische Denken überwunden werden kann, eine Antwort geben können. Diese Antwort ist wiederum kein Widerlegungsversuch, der in der Widerlegung des dialektischen Denkens zum Scheitern verurteilt ist. Vielmehr vermag dieser Antwortversuch das dialektische Denken innerlich durch Verständnis seiner inneren konstitutiven Denkprämissen durchschauen zu lernen. Durch diese Erkenntnis können wir durch das Verstehen des dialektischen Denkens seine Sicht der Welt und Wirklichkeit nachvollziehen und seinen Charakter erkennen…

Das dialektische Denken ist letztendlich deswegen so erfolgreich, weil es einerseits methodisch schwer zu durchschauen ist - es könnte auch als esoterische Wissenschaft bezeichnet werden - und gleichzeitig den Angelpunkt der Weltgeschichte durch Uminterpretation aus den Angeln heben möchte. Metaphysische und christliche Begriffe bleiben erhalten - werden aber durch das dialektische Denken diametral uminterpretiert. Das Geschenk der unendlichen Liebe Gottes - die zweite göttliche Person, die aus unendlicher Liebe zu uns Menschen Mensch wird, um uns zu erlösen, tut dies gemäß dem dialektischen Verständnis nicht aus Liebe, sondern aus Notwendigkeit. Der Tod wird innerhalb des evolutiven Weltprozesses zum Schöpfer aller Dinge. Der Tod wird durch das dialektische Denken zum Schaffens- und Werdeprinzip pervertiert…

Ein pervertiertes Denksystem kann nicht wieder nur durch bloßes Denken und Widerlegen überwunden werden. Hierzu bedarf es mehr… Gelebte Wahrheit - erleidende Liebe - praktische gelebte Liebe zur Wahrheit, die sich am Holz des Kreuzes als unser uns erlösender Freund für uns hingab…

Philosophiegeschichtliche Einsichten

Das Verdienst Alma von Stockhausen besteht vorwiegend in philosophiegeschichtliche Erkenntnisse und Einsichten, durch die Geistesgeschehen besser verstehbar wird. Seit der Mensch philosophiert, gibt es dialektische Denksysteme. Z.B. Heraklit - „alles fließt“, „[m]an kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen.“1 Die Triebkraft allen Seins ist nach dem kontraintuitiven Verständnis der stetige Wandel. Die Veränderung wohnt somit dem innerlichen Sein ein - ist sein Konstitutionsprinzip. Es gibt somit weder notwendigen ewiggleichbleibenden Wesenheiten bzw. Soseinseinheiten, noch unveränderliche sinnvolle Soseinseinheiten - vielmehr ist herrscht ein stetiger Wandel aller Dinge auch der Wesenheiten vor. Die metaphysich gedachten gleichbleibenden Wesenheiten werder innerhalb des dialektischen Denksystems zu Widerspruchseinheiten, die mit sich selbst sowohl identisch und zugleich und in derselben Hinsicht nicht-identisch sind. Somit ist das neue und gemäß dem Selbstverständis fortschrittliche Pa­ra­dig­ma des dialektischen Denkens stetige Wesenswandel - πάντα ῥεῖ.

Der Wandel bzw. die Veränderung wird durch den stetigen Widerspruch konstituiert. Was heißt das? Es gibt also die Welt und Wirklichkeit nur als Widerspruchseinheit - das Ganze um fängt seine Teile und entwickelt sich als Widerspruchseinheit zum Ganzen bzw. zum Teil. Dieser stetige Werdeprozess ist eine Entwicklung und ein Erkennen des Ganzen in seinen Teilen und Art der „Bewusstwerden“ der Teile als Teile des Ganzen. Wie das menschliche Denken ein Denken in bestimmten Parametern, zB. in Raum und Zeit ist, so kann auch nicht der kontradiktorische Widerspruch als solcher gedacht werden. Entweder wird das Ganze gedacht oder der Teil des Ganzen. Ganzes und Nicht-Ganzes zugleich kann nicht durch den Menschen gedacht werden. Wie auch nicht ein hölzernes Eisen gedacht werden kann. Das Nicht-Denken-können des dialektischen Seins ist aber gemäß dem dialektischen Selbstverständnis keine Widerlegung, sondern vielmehr ein Beweis für seine Richtigkeit. Diese Richtigkeit inkludiert gemäß dem dialektischen Verständnis natürlich auch die gleichzeitig Falschheit dieses Denkens. Es wird also deutlich, dass zum dialektischen Denken immer die Bejahung und die kontradiktorische Kontraktion gehört und zwar zur gleichen Zeit und in der selben Hinsicht.

Sind diese neuen dialektischen Denkregeln verstanden - kann dieses Denksystem beliebig auf und mit den verschieden Phänomenen der Wirklichkeit angewendet werden. Es ist ein „Glasperlenspiel“ durch das das Denken verzaubert und der Denkende zum „tiefgründigen“ Denker werden kann, da er nun die Wirklichkeit als Dialektiker anders versteht und sich dementsprechend mitzuteilen weiß. Es ist eine Art esoterisches Denken, dass für nicht Eingeweihte kaum zu durchschauen ist. Die denkerische Tiefe entsteht durch die scheinbare Komplexität und Unverständlichkeit - da das dialektische Denken sich ständig widerspricht und widersprechen muss. Die angebliche Tiefe entpuppt sich also als Schein, der durch den ständigen Widerspruch entsteht. Eine weitere Stärke des dialektischen Denkens ist seine unglaubliche Anpassungsfähigkeit, die dem des Wassers gleichkommt. Durch das dialektische Denken kann alles neu verstanden und interpretiert werden. Hierzu bedarf es noch nicht einmal neuer Begrifflichkeit. Das dialektische Denken kann jedes Denksystem kapern, indem es sich seiner Begrifflichkeit und Denkprinzipien bedient und sie mittels einer gewissen Uminterpretation dieser Begrifflichkeit und Denkprinzipien in sein eigenes Denksystem integriert und damit überwindet. Indem es andere Denksysteme wie, z.B. die Metaphysik überwindet, hebt es diese auf. Somit werden diese philosophischen Systeme als Phasen der Entwicklungsgeschichte des Denkens überhaupt begriffen. Dieses Denken überhaupt ist freilich ein dialektisches. Indem alle bisherigen Denksysteme überwunden werden wird auch ihr jeweiliger niederer Fortentwicklungsgrad mitausgedrückt. Folglich versteht sich der Dialektiker als Vordenker, der anderen Menschen und Denksysteme in gewisser Weise „Entwicklungshilfe“ leistet. Diese stetige Fortentwicklung - Höherentwicklung gehört zum Sosein des dialektischen Denksystems.

Dialektische Denker

  • Martin Luther
  • Georg Wilhelm Friedrich Hegel
  • Karl Marx
  • Charles Darwin
  • Ernst Haeckel
  • Martin Heidegger
  • Pierre Teilhard de Chardin
  • Karl Rahner
  • Theodor W. Adorno

Quelle

  • B.1.1

    Relevant


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  1. 2.2 - Wie kann das dialektische Denken überwunden werden?

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Footnotes

  1. Fragment 91 Die Fragmente der Vorsokratiker˄


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